Kertell - Folge 4
Nachdem Johann Maria Kertell das kurfürstliche Gymnasium erfolgreich absolviert hatte, schrieb er sich 1788 an der Universität für das Studium der Philosophie ein. Vermutlich wollte der in einem frommen Elternhaus aufgewachsene Kertell in den geistlichen Stand eintreten und Priester werden. Allerdings kam es nach dem Einmarsch der Franzosen 1792 nicht mehr zur Weihe und Kertell begann eine Kaufmannslehre.
Als erfolgreicher Geschäftsmann blieb er der Kirche jedoch sehr eng verbunden. Schon sehr schnell gesellte er sich zu einem Kreis reicher Mainzer Bürger, die sich zusammen mit dem neuen Mainzer Bischof Joseph Ludwig Colmar tatkräftig für den Wiederaufbau des durch die Belagerung durch die Truppen der deutschen Fürsten stark in Mitleidenschaft gezogenen Domes einsetzten.
In seiner Zeit als Abgeordneter in der zweiten Kammer der hessischen Landstände in Darmstadt bereiteten ihm u.a. die vielen unbesetzten Pfarrstellen große Sorgen, so dass er sich für die Verbesserung der Priesterausbildung einsetzte und die Rückverlegung der Theologischen Fakultät von Gießen nach Mainz forderte. Viele Pfarreien bedachte er mit reichen Schenkungen, damit diese mildtätig ihre Armen unterstützen konnten. Bis zum heutigen Tage findet in der Kirche von Geinsheim jeden Mittwoch um 18.30 im Rahmen der Werktagsmesse ein Totengedenken zu Ehren der Familie Kertell statt.
Der Erfolg hat immer viele Eltern und allzu gerne wird von verschiedener Seite die Urheberschaft für den Gardegottesdienst im Martinsdom für sich reklamiert. Fakt ist: Ohne den Gardegottesdienst am Fastnachtssonntag, dessen Teilnehmerzahl locker an die der Weihnachtsfeiertage heranreicht, würde der Mainzer Fassenacht einer ihrer Höhepunkte fehlen.
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