Kertell - Folge 2
Bockshöfchen? Wo ist das denn? Ein kleines Seitengässchen der Augustinerstraße (Nähe Weinhaus Spiegel) trägt heute noch die Bezeichnung Bockshöfchen, obwohl der Krieg nicht viel vom alten Bockshof übrig gelassen hat.
Hier finden die Eltern von Johann Maria – Johann Baptist und Anna Klara Kertell - 1770 Aufnahme bei Johann Baptists Großvater Johann Maria Barberi, einem aus Bologna stammenden Ölseifensieder. Als der kleine Johann Maria am 18. Mai 1771 das Licht der Welt erblickt, wird im kleinen Bockshof 1 in sehr beengten Verhältnissen nicht nur “generationenübergreifend“ gewohnt sondern auch die Seife produziert. Allmählich verbesserten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie, so dass Johann Maria nach dem Besuch der Pfarrschule von St. Ignaz auf dem kurfürstlichen Gymnasium angemeldet werden konnte.
Zum Gedenken an Johann Maria Kertell hat die Ranzengarde am 20.01.1996 um 11.11 Uhr im Bockshöfchen die liebevoll genannte „Briefmark“ - eine Gedenktafel – eingeweiht – wie es sich so für die Ranzengarde gehört mit viel „Prominenz“, „Tamtam“ und „gardemäßiger Atzung“.
Jahre später wurde aus dem damals einmaligen „Bockshöfchenfest“ das mittlerweile zur Tradition gewordene „Kirschgartenfest“, dass alljährlich am dritten Samstag vor Fastnacht gefeiert wird. Mit dem Kirschgartenfest möchte die Garde einerseits die Erinnerung an den Gardegründer wachhalten, andererseits die Mainzer Altstadt mit Fastnachtstradition beleben. So wird der musikalisch begleitete Einzug der befreundeten Garden vom Hopfengarten zum Kirschgarten von den Altstadtbewohnern, aber auch von den Geschäftsinhabern als „närrisches Vorhutgefecht“ der Ranzengarde gerne angenommen, erhebt es doch die historische Altstadt aus dem winterlichen Grau in die vierfarbbunte Welt der Fassenacht.
Bildrechte:
Bockshöfchen (Aquarell von Carl Bronner)
[© Stadtarchiv Mainz: BPSP/4492.1 B]