Kertell - Folge 3
Als 1792 die französischen Revolutionstruppen die Stadt Mainz einnahmen, endete nicht nur die barocke Ära der Kurfürstenzeit, es endeten auch die goldenen Zeiten für die vielen Adels- und Klosterhöfe in der ehemaligen kurfürstlich-erzbischöflichen „Hauptstadt“ des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Nach Rückeroberung und Teil-Zerstörung durch die Truppen der deutschen Fürsten, kam das wirtschaftliche Leben in Mainz nicht mehr so recht in Schwung. Johann Maria suchte derweil rheinabwärts im bisher vom Krieg verschonten Köln sein Auskommen und absolvierte von 1793 bis 1796 eine Lehre zum Handelskaufmann.
1797 wurde Mainz erneut französisch. Es folgten wirtschaftliche Reformen nach französischem Vorbild die zur Aufhebung der Handwerkszünfte und zur Einführung der Gewerbefreiheit führten. Johann Maria Kertell erkannte sofort die enormen Möglichkeiten und expandierte das kleine vom Vater geerbte Unternehmen. Ölseifenfabrikation und Wohnung wurden in den ersteigerten Arnsburger Hof verlegt, der bis zu seiner Auflösung zum Immobilienvermögen des Domstiftes zählte.
Vor dem Arnsburger Hof, der sich in Nachbarschaft des Gardefeldlagers „Erbacher Hof“ befindet und heute die Martinusbibliothek des Bistums beherbergt, sammelt sich an den hohen Mainzer närrischen „Festtagen“ die Ranzengarde, um sich zum „närrischen Lindwurm“ zu formieren und zu den jeweiligen Aufstellungplätzen der Umzüge zu marschieren.