Kertell - Folge 8
1804 erwarben die Kertells den „Mainzer Hof“ am Karmeliterplatz. Johann Maria und Anna Margarete Kertell hatten elf Kinder, fünf Söhne und sechs Töchter, allerdings starben sechs Kinder sehr früh, nur ein Sohn und drei Töchter überlebten den Vater. Anna Margarete Kertell führte den großen Haushalt mit straffer Hand, hatte sprichwörtlich „die Hosen an.“
Der 1786 errichtete klassizistische Bau erlebte zu Kertells Zeiten immer wieder kriegsbedingte Einquartierungen. Marschall Eduoard Adolphe Mortier, der sich in den Revolutionskriegen und später unter Napoleon auf vielen Schlachtfeldern seine Meriten verdiente, nahm hier 1806 Quartier. Nach dem Rückzug der geschlagenen „Grande Armeé“ aus Rußland 1813 war das ganze Anwesen bis unter die Dachmansarden mit verwundeten und ausgehungerten Soldaten belegt.
1837 diente der Mainzer Hof als erstes Feldlager der Mainzer Ranzengarde. Von hier aus brach das Ranzenbataillon zum ersten Krähwinkeler Landsturm auf, aber davon mehr im nächsten Kapitel.
Das stolze Anwesen ging im Bombenangriff von 1942 unter und wurde nach dem Kriege nicht wieder aufgebaut. Anlässlich des 175. Todestages von Johann Maria Kertell am 24.05.2014 weihte die Ranzengarde im Rahmen eines kleinen „Karmeliterplatzfestes“ eine Informative Stehle ein, die Auskunft über das Wirken ihres Gardegründers gibt.
Bildnachweis: Geschichte der Familie Wittekind und der mit ihr verschwägerten Familien Buck, Melber, Klotz, Kertell und Heimes. Mit 75 Abbildungen und 5 Stammtafeln nebst einem Anhang: Gedenkschrift der Familie Kertell, Privatdruck [1929]. Tafel 54