Kertell - Folge 5
Johann Maria Kertell, der zwischenzeitlich den profitablen Weinhandel als zusätzliches Geschäftsfeld für sich entdeckte, war wieder einmal im Rheingau auf Einkaufstour unterwegs. In Mittelheim, heute ein Stadtteil von Oestrich-Winkel, fuhr Kertell mit seinem Fuhrwerk ein wenig unachtsam durch die engen Gassen, so dass sich ein „Verkehrsunfall“ ereignete. Die umliegenden Anwohner kamen dem städtischen Unglücksfahrer zu Hilfe und da stand sie auf einmal vor ihm: Anna Margarete, Tochter des örtlichen Schultheißen und Nichte des Mainzer Weihbischofes Valentin Heimes. Ob es die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick war ist nicht überliefert, fest steht jedoch, dass für das junge Paar am 22. April 1804 in Mainz die Hochzeitsglocken läuteten.
Der oder das Rheingau ließ das Paar zeitlebens nicht mehr los und so erwarb Kertell, als sich eine günstige Gelegenheit bot, den Steinheimer Hof bei Eltville, ein 360 (nassauische) Morgen umfassender ehemaliger Gutshof, der bis 1803 zum Kloster Eberbach gehörte. Kertell warb wallonische Fachkräfte an und errichtete auf dem umfangreichen Besitz eine der größten Backsteinbrennereinen im süddeutschen Raum.
Der letzte Pächter des Steinheimer Hofes, Sebastian Fischer, ein Nachfahre aus der Familie von Anna Margarete Kertell, übergab den letzten Grenzstein des Gutshofes, der mit den Initialen von Johann Kertell versehen ist, an die Mainzer Ranzengarde. Heute „bewacht“ der alte Grenzstein den Eingang unseres Gardeheims Fort Hauptstein.